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Der Flussgeist von Tárcoles
The mist-covered Tárcoles River at dusk, surrounded by dense jungle and lurking crocodiles. A mysterious presence lingers in the air, watching unseen

Über die Geschichte: Der Flussgeist von Tárcoles ist ein Legend aus costa-rica, der im Contemporary spielt. Diese Descriptive Erzählung erforscht Themen wie Nature und ist geeignet für Adults. Sie bietet Cultural Einblicke. Der Tárcoles-Fluss verbirgt mehr als nur Krokodile – sein Geist wacht und er vergibt nicht.

Der Río Tárcoles schlängelte sich wie eine riesige Schlange durch den Dschungel, seine trüben Tiefen verbargen Geheimnisse, die älter waren als das Land selbst. Die Dorfbewohner von San Ramón, eine kleine Gemeinschaft am Rande des Regenwaldes, wussten besser, als den Fluss zu stören. Der Fluss war mehr als nur Wasser – er war lebendig.

Kinder wuchsen auf mit diesen Geschichten: Erzählungen, die von Großmüttern geflüstert und von Vorfahren weitergegeben wurden, die vor den Ankömmlingen der Spanier gelebt hatten. Geschichten von Maita, dem Geist des Flusses.

Sie war weder Mensch noch Biest. Manche sagten, sie sei die Seele des Flusses selbst, eine Wächterin, die die Gestalt einer Frau mit fließendem schwarzen Haar und Augen annahm, die blau leuchteten wie Glühwürmchen in der Dunkelheit. Andere glaubten, sie sei einst sterblich gewesen und mit einem Fluch belegt, für die Ewigkeit an das Wasser gebunden zu bleiben.

Was immer sie auch war, die Botschaft blieb immer dieselbe.

Der Fluss gehört ihr.

Und diejenigen, die vergessen… zahlen den Preis.

Die Warnung des Flusses

Miguel wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er am Flussufer stand und über das träge fließende Wasser des Tárcoles blickte. Die Luft war dick vor Feuchtigkeit, der Geruch von feuchter Erde und verrottender Vegetation klebte an seiner Kleidung.

Es war nicht das erste Mal, dass er hierherkam, aber heute fühlte sich etwas falsch an. Der Dschungel, der normalerweise lebhaft von den Geräuschen von Insekten und Vögeln erfüllt war, war unheimlich still. Selbst die massiven Krokodile, die normalerweise am Ufer dösten, schienen unruhig, ihre gepanzerten Körper halb im Wasser versunken, die Augen kaum über die Oberfläche sichtbar.

Miguel schüttelte die aufkommende Unruhe ab und wandte sich der Aufgabe zu. Sein Chef, Don Esteban, hatte große Pläne für diesen Ort – ein Luxusresort direkt am Fluss, komplett mit Bootstouren und Uferhütten. Ein Ort, an dem Touristen die furchterregenden Krokodile aus sicherer Entfernung bestaunen konnten, mit kalten Bier und teuren Mahlzeiten am Ende des Tages.

Die Einheimischen hatten natürlich protestiert.

*„Ihr dürft den Fluss nicht erzürnen,“* hatten sie gewarnt. *„Der Geist von Tárcoles wird es nicht zulassen.“*

Don Esteban hatte in ihr Angesicht gelacht. „Ein Geist? Leben wir denn noch im finsteren Zeitalter?“

Miguel hatte seinen Mund gehalten. Er war kein Anhänger von Aberglauben. Er war mit den Geschichten aufgewachsen, aber wie die meisten Männer in seinem Alter hielt er sie für nichts weiter als alte Märchen.

Dieses Vertrauen schwand jetzt, als er zum Wasserrand trat.

Eine starke Windböe riss durch die Bäume und wirbelte einen Strom trockener Blätter in den Fluss. Die Wasseroberfläche kräuselte sich unnatürlich, als ob sich etwas darunter bewegt hätte.

Miguel erstarrte.

Und dann hörte er es.

Ein Flüstern.

Nicht von den Bäumen.

Nicht vom Wind.

Vom Fluss selbst.

*„Verlasst diesen Ort…“*

Miguel taumelte zurück, das Herz hämmerte gegen seine Rippen. Er drehte sich abrupt um und durchsuchte die Bäume, den Fluss, das Ufer.

Aber es war nichts.

Nur die Stille.

Nur das Wasser.

Beobachtend.

Wartend.

Die Augen der Krokodile

Miguel steht am Ufer und hält ein Machete fest umklammert, während er unbehaglich auf die leuchtend blauen Augen blickt, die unter dem trüben Wasser verborgen sind.
Miguel spürt etwas Unnatürliches im Tárcoles-Fluss – leuchtend blaue Augen, die ihn von der Wasseroberfläche aus beobachten.

Am folgenden Morgen saß Miguel vor seiner kleinen Holzhütte, trank Kaffee und versuchte, die Unruhe der vergangenen Nacht abzuschütteln.

Sein jüngerer Bruder, Javier, lehnte sich an das Geländer der Veranda und beobachtete ihn amüsiert.

„Du siehst aus wie die Hölle,“ sagte Javier und warf einen Stein auf den Schotterweg vor ihnen.

Miguel atmete aus und rieb sich die Schläfen. „Ich habe nicht viel geschlafen.“

Javier grinste. „Sag mir nicht, dass du jetzt Angst vor Maita hast?“

Miguel schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht. Was konnte er sagen? Dass er eine Stimme im Fluss gehört hatte? Dass etwas ihn beobachtet hatte?

Javier klopfte ihm auf die Schulter. „Komm schon, hermano. Du und ich wissen beide, dass da draußen nichts außer Krokodilen und schlammigem Wasser ist. Lass uns die Arbeit beenden, bevor der Alte ungeduldig wird.“

Miguel war nicht überzeugt, aber er wollte sich nicht mit Javier streiten.

Bis zum Mittag waren sie zurück am Fluss, Macheten in der Hand, und schnitten sich durch dichtes Gestrüpp entlang der Ufer. Die Sonne brannte heiß, die Luft war schwer vom Geruch nach feuchter Erde und Verfall.

Dann bemerkte Miguel etwas.

Die Krokodile waren verschwunden.

Keines lag in der Sonne faulend. Der Fluss, der normalerweise von ihren prähistorischen Gestalten wimmelte, war leer.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

Javier, unbeeindruckt, hackte weiter das Unterholz durch. „Siehst du? Keine Geister. Keine Geisterwesen. Nur—“

Seine Worte verstummten im Hals.

Miguel folgte seinem Blick und erstarrte.

Am fernen Ende des Flusses, direkt unter der Oberfläche, starrten ihnen ein Paar blaue Augen entgegen.

Keine Krokodilaugen.

Keine menschlichen Augen.

Etwas anderes.

Etwas beobachtendes.

Etwas Wartendes.

Der Geist erwacht

Eine stürmische Nacht am Tárcoles-Fluss, wo Miguel und Javier vor ihrer Hütte stehen und blaue Augen unter dem ansteigenden Wasser aufleuchten.
Ein gewaltiger Sturm erschüttert den Dschungel, während Miguel und Javier die Wut des Flusses beobachten – etwas Uraltes erwacht.

In dieser Nacht zog ein Sturm auf.

Der Wind heulte durch den Dschungel und bog die Bäume wie wären sie nichts weiter als Grashalme. Der Regen prasselte in Strömen herab und trommelte gegen das Dach von Miguels Hütte.

Dann, mitten im Chaos, hörte Miguel die Stimme erneut.

*„Ihr wurdet gewarnt…“*

Das Blut lief ihm kalt.

Javier hörte es auch. Er sprang aus dem Bett, die Augen weit aufgerissen. „Hast du—?“

Ein lautes Krachen erschütterte die Hütte.

Sie griffen nach ihren Macheten und stürmten nach draußen.

Der Fluss stieg.

Das schlammige Wasser strömte vorwärts und verschlang das Land im Handumdrehen.

Und dort, in der Mitte der Flut, stand eine Frau.

Ihr Haar floss wie der Fluss, dunkel und endlos. Ihre Augen brannten blau wie Flammen in der Nacht.

Maita.

Der Flussgeist.

Javiers Atem stockte. „Unmöglich…“

Miguel fiel auf die Knie.

Er wusste nicht warum – er wusste einfach.

Das war real.

Das war sie.

Ein Pakt mit dem Geist

Maita, der Flussgeist, taucht aus den Fluten auf, ihre leuchtend blauen Augen strahlen im Dämmerlicht, während Miguel und Javier ehrfürchtig und voller Furcht vor ihr niederknien.
Der Flussgeist Maita erhebt sich aus den stürmischen Wassern, ihre Präsenz unbestreitbar, während Miguel und Javier der lebendig gewordenen Legende gegenüberstehen.

Maitas Blick durchdrang sie wie die Gezeiten, uralt und unerbittlich.

„Ihr kommt, um zu nehmen, was nicht euch gehört,“ sagte sie, ihre Stimme übertönte das Gebrüll des Sturms. „Ihr stört das Gleichgewicht. Ihr müsst wählen.“

Miguel schluckte schwer. „Wählen was?“

Sie hob eine Hand zum Wasser. „Verlasst… und der Fluss wird euch verschonen. Bleibt… und werdet eins mit seinen Tiefen.“

Javier sah Miguel mit weit aufgerissenen Augen an. „Sie ist verrückt.“

Miguel wusste es besser. Das war keine Frau. Das war der Fluss selbst, der durch Fleisch und Knochen sprach.

„Wir werden gehen,“ sagte Miguel, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Das Resort… es wird nicht gebaut.“

Maita lächelte.

Und der Sturm legte sich.

Epilog: Die wachsamen Augen des Flusses

Ein ruhiger Morgen am Tárcolesfluss, mit Nebel über dem Wasser, Krokodilen, die sich sonnen, und einem Hauch von Maïtas anhaltender Präsenz im Verborgenen.
Nach dem Sturm ist der Fluss wieder ruhig, doch die Spuren von Maitas Anwesenheit bleiben zurück—eine Erinnerung an den Geist, der diese Gewässer bewacht.

Am nächsten Morgen packten Miguel und Javier ihre Habseligkeiten und verließen San Ramón.

Das Resort wurde nie gebaut.

Der Fluss blieb unberührt.

Und die Dorfbewohner sagen, dass Maita immer noch über den Tárcoles wacht, ihre Präsenz verweilt im Nebel, der bei der Morgendämmerung von seinen Wassern aufsteigt.

Manchmal, wenn der Fluss ruhig ist, wenn die Welt still ist…

kannst du ein Paar blau leuchtende Augen unter der Oberfläche sehen.

Wartend.

Beobachtend.

Den Fluss für immer bewachend.

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