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Über die Geschichte: Die verlorenen Kinder der Wilden Küste ist ein Legende aus south-africa, der im Zeitgenössisch spielt. Diese Konversationell Erzählung erforscht Themen wie Verlust und ist geeignet für Jugendliche. Sie bietet Kulturell Einblicke. Einige Türen, einmal geöffnet, können niemals wieder geschlossen werden.
Die Wildküste Südafrikas ist ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Hier stürzen sich hoch aufragende Klippen in einen ungezähmten Ozean, während Wellen mit jedem unermüdlichen Aufprall Geheimnisse in das Gestein meißeln. Sanfte, grüne Hügel erstrecken sich so weit das Auge reicht, unberührt von der Ausbreitung der modernen Zivilisation. Dichte Küstenwälder flüstern im Wind, ihre uralten Bäume wahren die Geheimnisse, die unter ihrem Blätterdach verborgen liegen.
Seit Jahrhunderten werden Geschichten über Kinder weitergegeben, die in diesen Wäldern verschwanden und niemals zurückkehrten. Manche sagen, sie seien von Geistern fortgelockt worden, zwischen den Welten verloren gegangen. Andere glauben, dass sie sich einfach zu weit verirrt und von der Wildnis verschlungen wurden. Doch es gibt diejenigen, die von einer dunkleren Wahrheit flüstern – etwas, das immer noch in den Schatten verweilt, beobachtet und wartet.
Elena hatte diese Geschichten als Kind gehört, doch im Gegensatz zu den meisten, die sie als bloße Folklore abtaten, hatte sie immer eine tiefere Anziehung gespürt. Jetzt, als Anthropologiestudentin mit einer Sehnsucht nach dem Unbekannten, war sie an die Wildküste gekommen, um die Wahrheit aufzudecken.
Doch manche Türen, einmal geöffnet, können niemals wieder geschlossen werden. Elena stand am Rand einer zerklüfteten Klippe, der salzige Wind verwirrte ihr dunkles Haar, während sie auf den tosenden Ozean hinabblickte. Sie hatte seit Jahren von diesem Ort geträumt, obwohl sie nie erklären konnte, warum. „Bist du dir da wirklich sicher?“ fragte David, seine Kamera locker um den Hals hängend. David war ein Dokumentarfilmer, stets auf der Jagd nach dem nächsten großen Mysterium. Als Elena ihm von den verschwundenen Kindern erzählt hatte, hatte er sofort die Gelegenheit ergriffen, ihre Suche zu filmen. Er glaubte nicht an Geister, aber er glaubte an Geschichten – besonders an die Art, die einem einen Schauder über den Rücken jagt. Neben ihnen wechselte Zuko, ihr lokaler Führer, unbehaglich die Position. „Meine Großmutter hat mich vor diesem Ort gewarnt,“ sagte er. „Das Land erinnert sich an Dinge. Nicht alle davon sind gut.“ Elena wandte sich ihm zu. „Und doch bist du hier.“ Zuko schenkte ihr ein kleines, humorloses Lächeln. „Neugier ist eine gefährliche Sache.“ Ihre Reise begann in einem kleinen Dorf, das zwischen den Hügeln eingebettet war. Die Ältesten zögerten zunächst zu sprechen, ihre Blicke schweiften in Richtung des Waldes, als erwarteten sie, dass etwas aus dessen Tiefen auftauchen würde. Doch mit genug Beharrlichkeit enthüllten sie die Existenz eines vergessenen Pfades – ein Weg, der zu einer verlassenen Siedlung führte, wo die Kinder zuletzt gesehen wurden. Ein Ort, den niemand mehr zu besuchen wagte. Der Wald verschlang sie völlig. Je tiefer sie vordrangen, desto dichter wurden die Bäume, ihre verdrehten Äste verwebten sich wie Finger, die den Himmel packten. Der Pfad war unter Jahren der Überwucherung kaum noch sichtbar, Ranken krallten sich an ihren Beinen hoch, während sie gingen. „Es fühlt sich an, als würden wir in eine Falle laufen,“ murmelte David und richtete seine Kamera. Zuko nickte. „Die Geschichten sagen, dass wenn man den Wald betritt, er einen nicht mehr gehen lässt.“ Elena warf ihm einen Blick zu. „Tröstlich.“ Stundenlang streiften sie durch das dichte Laub, die Luft wurde mit jedem Schritt schwerer. Dann, ohne Vorwarnung, änderte sich der Wind. Ein Flüstern. Elena blieb stehen, ihr Atem stockte. „Hast du das gehört?“ David runzelte die Stirn. „Was?“ Ein Kinderlachen, schwach aber unverkennbar, driftete durch die Bäume. Zuko verhärtete sich. „Wir müssen weitergehen.“ Dann sahen sie es – die Überreste eines Dorfes, zur Hälfte von der Natur verschlungen. Zerfallene Steinmauern standen da wie vergessene Grabsteine, und verrostete Werkzeuge lagen verlassen im Dreck, als ob ihre Besitzer mitten in der Arbeit einfach verschwunden wären. Etwas an diesem Ort fühlte sich... falsch an. Dann bemerkte Elena es. Eine kleine Fußspur in der weichen Erde. Frisch. Als sie ihr Lager in den Ruinen aufschlugen, begann der Himmel in die Dämmerung zu bluten. Die Luft war kalt geworden, die Art von Kälte, die sich in die Knochen setzt. David spielte sein Filmmaterial ab und hielt plötzlich inne. „Warte… schau dir das an.“ Auf dem Bildschirm bewegte sich etwas jenseits der Baumgrenze. Eine kleine Figur, kaum sichtbar. „Sag mir, du siehst das,“ flüsterte er. Zuko atmete scharf aus. „Wir sind nicht allein.“ Dann kam das Kichern. Sanft. Kinderhaft. Elena drehte sich um, ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Ein kleines Mädchen stand am Rande der Ruinen. Barfuß, ihr Kleid zerrissen. Ihre Augen waren falsch. Zu dunkel. Zu tief. „Wer bist du?“ fragte Elena, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Das Mädchen lächelte, drehte sich dann um und verschwand zwischen den Bäumen. Ohne nachzudenken folgte Elena ihr. Sie rannte, ihre Füße berührten kaum den Boden. Die anderen riefen ihr nach, aber ihre Stimmen schienen fern, gedämpft von der dichten Luft. Äste krallten sich an ihrer Haut, während sie tiefer in den Wald vordrang. Und dann – Sie blieb stehen. Vor ihr öffneten sich die Bäume und enthüllten ein Dorf, unverändert von der Zeit. Kinder rannten barfuß durch das Gras, ihr Lachen erfüllte die Luft. Doch etwas stimmte nicht. Ihre Bewegungen waren zu glatt, zu synchronisiert, wie Marionetten an unsichtbaren Fäden. Zuko und David holten sie ein, beide keuchend. „Elena…“ flüsterte Zuko. „Ich glaube, wir haben sie gefunden.“ Ein Junge trat vor, sein Blick fixierte sich auf ihren. Sein Gesicht war ausdruckslos, unergründlich. „Ihr solltet nicht hier sein.“ „Wo sind wir?“ fragte Elena, ihre Stimme zitterte. Der Junge zeigte zum Himmel. Es war falsch – zu dunkel, zu still. „Dies ist der Zwischenraum,“ sagte er. „Wo sich die Zeit vergisst.“ David hob seine Kamera. „Bist du… real?“ Die Lippen des Jungen bewegten sich kaum. „Wir waren es.“ Ein tiefes, entferntes Geräusch rumpelte durch die Bäume. Die anderen Kinder hörten auf zu spielen, ihre Augen blitzten etwas ähnlich wie Angst. „Sie kommen,“ flüsterte der Junge. „Wer?“ verlangte Elena. Der Boden bebte. „Diejenigen, die uns genommen haben.“ Der Wind heulte, trug mit sich ein Geräusch, das in dieser Welt nicht hingehörte. Schatten traten aus den Bäumen hervor, bewegten sich unnatürlich, ihre Formen verschoben sich wie Rauch. Zuko ergriff Elenas Arm. „Wir müssen gehen. Jetzt.“ Davids Kamera zitterte in seinen Händen. „Wollen wir sie einfach zurücklassen?“ Der Junge trat zurück, seine Gestalt verblasste. „Ihr könnt uns nicht retten.“ Die Schatten schossen vorwärts. Eine Kraft schlug gegen Elena, schickte sie zu Boden. Alles wurde schwarz. Sie erwachte, als Zuko sie schüttelte. „Elena, wach auf!“ David zog sie hoch, sein Gesicht bleich. „Wir müssen rennen!“ Sie rasten los, Äste rissen an ihnen, während sie durch das Unterholz brachen. Der Wald verzerrte sich um sie herum, der Pfad verschob sich unter ihren Füßen. Und dann – Licht. Sie brachen durch die Bäume, fielen an den felsigen Ufersträngen zusammen. Die Morgensonne ging auf. Hinter ihnen war das Dorf verschwunden. War alles real gewesen? Tage später spielte Elena das Filmmaterial noch einmal ab. Der Großteil davon war statisch. Verzerrte Flüstern. Aber dann – Ein einzelner, klarer Frame. Das kleine Mädchen stand am Rande der Ruinen und starrte in die Kamera. Und sie lächelte. Elenas Blut gefror in ihren Adern. Die verlorenen Kinder waren immer noch dort. Beobachteten. Warteten. Niemand spricht jetzt mehr von den verlorenen Kindern. Die Dorfbewohner sagen, dass es am besten sei, zu vergessen. Aber manchmal, wenn sich der Wind über die Wildküste dreht, kann man noch immer ihr Lachen hören. Und wenn man genau hinhört – könnte man sie hören, wie sie deinen Namen flüstern.Der Ruf
Der verborgene Pfad
Die verschwindende Sonne
Ins Unbekannte
Die Wahrheit enthüllt
Die Geister des Meeres
Die Flucht
Die letzte Botschaft
Epilog