Der gestohlene Bairn und der Sìdh: Ein schottisches Volksmärchen über Mut

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Der gestohlene Bairn und der Sìdh: Ein schottisches Volksmärchen über Mut
Ailsa stands at the threshold of her cottage, peering into the moonlit moor where her stolen bairn vanished into an otherworldly mist.

Über die Geschichte: Der gestohlene Bairn und der Sìdh: Ein schottisches Volksmärchen über Mut ist ein Volksmärchen aus united-kingdom, der im Mittelalterlich spielt. Diese Dramatisch Erzählung erforscht Themen wie Ausdauer und ist geeignet für Alle Altersgruppen. Sie bietet Inspirierend Einblicke. Die unerschütterliche Liebe einer Mutter widersetzt sich dem verzauberten Volk der Moore, um ihr Kind zurückzuholen.

Einleitung

Ailsas Häuschen stand am äußersten Rand des heidebewachsenen Moors. Jeden Morgen schlang sie ihr Kind im Arm und summte Wiegenlieder, so alt wie die Hügel selbst. Eines Nachts, unter einem pechschwarzen Himmel, der von Sternen übersät war, senkte sich eine unheimliche Stille herab. Der Duft von Torfrauch hing noch in der Luft, während sich Nebelschwaden wie lautlose Geister über den Boden schlängelten. Dann vernahm sie ein leisestes Rascheln, als hätten tausend Motten ihre Flügel im Einklang geschlagen. Als Ailsa erwachte, lag die Wiege leer. Mit klopfendem Herzen vernahm sie nur ein schwaches Echo von Kinderlachen, das auf dem Wind getragen wurde – ein Laut, zugleich süß und voller Wehmut.

Panik stieg in ihrer Brust auf. Sie erinnerte sich an Erzählungen am Feuer der Hütte: von den Sìdh, die kleine Kinder mit samtenen Füßen stahlen und Augen besaßen, die wie Glühwürmchen funkelten. Im Dorf flüsterte man, kein Eisen könne ihre Türen verschließen, kein Gebet sie in der Flucht aufhalten. Doch Ailsas Entschlossenheit war wie Stahl. Sie würde ihnen bis in ihr verborgenes Reich folgen, egal wie tief die Schatten oder wie weit der Weg.

Ein schmaler Mondstrahl wies ihr den Weg. Der Wind seufzte in uralten Eichen, und das Summen unsichtbarer Flügel streifte ihre Wange. Den Mantel fest um sich gezogen, rüstete sie sich zum Aufbruch. Wenn Liebe ein Leuchtfeuer in finsterster Nacht sein konnte, dann würde ihres niemals erlöschen. Mit einem letzten Blick auf die leere Wiege trat sie vor, Entschlossenheit in ihrem Herzen, die wie ein Ginsterfeuer am Grat aufloderte.

1. Das Verschwinden

Unter dem silbernen Schein des Mondes folgte Ailsa ihren Spuren entlang des Torfwegs zurück. Der Duft der Heide war schwer und feucht, wie altes Pergament, und der Wind trug ein leises Stöhnen mit sich. Jeder Hufabdruck und jeder zerbrochene Zweig schienen von Feenmagie geladen. Sie blieb bei einem Steinkreis stehen, dessen uralte Steine von Tau überzogen schimmerten. Sanftes Lachen wehte durch die Steine, eine Melodie so süß wie Honig, doch durchzogen von Traurigkeit. Mit zitternder Stimme rief sie den Namen ihres Kindes. Die Stille antwortete. Dann erschien zwischen zwei aufrecht stehenden Steinen ein schwaches Leuchten – so blass wie frische Milch. Es pulsierte wie ein verwundetes Herz. Ailsa legte ihre Hand auf die kühle Oberfläche; sie fühlte sich lebendig an, vibrierte vor Energie.

Alte Sprichwörter stiegen ihr in den Sinn: „Folge niemals einem Feengesang, sonst irrst du jenseits des Horizonts umher.“ Aber sie konnte nicht umkehren. Hoffnung und Furcht verstrickten sich wie dornige Brombeersträucher. Sie stürzte durch den Steinkreis und spürte, wie sich die Luft veränderte, schwer von funkelnden Staubteilchen, die ihr in die Augen brannten. Das Moor wurde unter ihren Füßen weich wie Samtmoss; trotz des kalten Schweißes in ihrem Nacken setzte sie unbeirrt ihren Weg fort, geleitet von jenem leisen Lachen.

Plötzlich stolperte sie über eine winzige Harfe, aus Mondstrahlen und Knochen geschnitzt. Die Saiten summten mit dem Versprechen einer Sirene. Ailsa hielt inne und erinnerte sich an die Warnung der alten Kräuterfrau im Hohlen Tal: „Die Sìdh lieben List. Vertraue deinem Herzen, nicht deinen Augen.“ Die Harfe fest umklammert, fröstelte sie, als ein Wirbel aus Lichtern sie tiefer ins Feenreich zog.

Ein unerwarteter Windhauch brachte den Duft von Apfelblüten und Moder, als läge ein Obstgarten verborgen im Nebel. Ihr Umhang wehte wie ein Rabenflug, und die Lichter erloschen. In der folgenden vollkommenden Stille vernahm sie nur einen Herzschlag – ihren eigenen.

Sinneswahrnehmung: Der Boden fühlte sich schwammig an; irgendwo tropfte unsichtbares Wasser; ein Hauch von Wildrosenduft lag in der Luft.

Ein mondbeschienener Steinkreis auf einer nebligen schottischen Heide, mit einer einsamen Frau, die durch wirbelnde, leuchtende Feenlichter schreitet.
Ailsa schreitet durch den alten Steinkreis und verlässt die sterbliche Welt hinter sich, während sie in das Reich der Sìdh eintaucht.

2. Der Pfad durch den Feenwald

Jenseits der Steine verwandelte sich die Landschaft in knorrige Bäume, deren Äste sich wie skelettartige Finger verflechten. Moos hing in smaragdgrünen Bändern von den Stämmen, und die Luft schmeckte nach honigsüßem Verfall. Jeder Schritt brachte ein leises Knistern gefallener Kiefernnadeln. Eulen riefen irgendwo hoch oben. Eine tiefe Düsternis herrschte, doch silberne Mondlichtfetzen flackerten durch das Geäst.

Ailsa klammerte sich fest an die kleine Harfe. Sie pulsierte an ihrer Seite, jede Vibration wie ein eigener Herzschlag. Sie erinnerte sich an den letzten Rat der Kräuterfrau: „Um den Feenwald zu durchqueren, sprich kein falsches Wort. Schenke ein reines Herz.“ Sie tastete in ihren Taschen und fand einen Zweig Vogelbeere, Blütenblätter so rot wie verschütteter Wein. Sie hielt ihn hoch und flüsterte jeden Blütenkelchnamen, um alten Schutz heraufzubeschwören. Sofort regte sich ein Windhauch und ließ die Blätter zustimmend rauschen.

Die Bäume wichen und gaben einen schmalen Bach frei, dessen Wasser klar und kalt wie Graupel war. Glatte Steine bedeckten den Grund, eingeritzt mit Runen, die gold schimmerten. Unter der Wasseroberfläche schwammen winzige Fische mit opalenen Schuppen – Feenfische, die durchs Wasser wie lebendige Glühwürmchen glitten. Ailsa kniete ans Ufer und tauchte die Hand ins eiskalte Nass. Es brannte wie eine Narbe, doch sie begrüßte das Gefühl als Erinnerung an die Menschenwelt und zog weiter.

Ein Rascheln kündigte das Herannahen einer hohen Gestalt an, gehüllt in grünen Seidenstoff, das Gesicht halb verborgen unter einer Kapuze. Smaragdgrüne Augen funkelten, und Gelächter klang wie klingende Glöckchen von wohlgeformten Lippen. Der Bote der Sìdh sprach: „Du wandelst in Reichen, wo Sterbliche zerbrechlich sind wie Glas. Warum suchst du das geraubte Kind?“ Ailsa richtete sich auf, ihre Stimme zitterte, doch sie klang bestimmt. „Kein Zaun, keine Fee kann mein Kind einer Mutter entreißen.“ Mit ihren Worten begann die Harfe zu schimmern und sang leise, als wolle sie ihre Zustimmung geben.

Sinneswahrnehmung: Unter den Füßen war der Boden feucht und samtig; irgendwo hinter ihr tropfte Wasser im Takt einer fernen Uhr; die Luft roch nach nassem Kiefernholz und wilder Minze.

Ein vermummter Fabel-Bote in smaragdgrünem Seidensatz tritt aus knorrigen Bäumen in einem nebligen Feenwald hervor, während eine Frau standhaft einen Ebereschenblühen hält.
Ailsa bietet der Fee- Botschaft im alten Feywood eine Mistelblüte an, fest entschlossen, ihr Kind zurückzuholen.

3. Prüfung durch die Sìdh-Königin

Im Herzen des Feenreichs erhob sich ein Palast aus Pilzkappen und rankendem Efeu, erleuchtet von leuchtenden Pilzen. Schatten tanzten über Wände, gemalt in wechselnden Rosé- und Mondscheinfarben. Die Sìdh-Königin thronte auf einem aus gedrehtem Silber geschmiedeten Sitz, ihr Haar glich gesponnenem Sternenlicht, ihre Augen waren tief wie Torf. Mit leicht geneigtem Kopf musterte sie Ailsa.

Ailsa drückte die Harfe und den Vogelbeerzweig an sich. Ihr Herz schlug wie ein Fohlen im Galopp. Die Stimme der Königin flüsterte wie ein heimlicher Bach: „Sterbliche, die dieses Reich betreten, müssen ihre Würdigkeit beweisen. Nenne drei Wahrheiten, die kein Sterblicher zu offenbaren wagt.“ Mit pochendem Herzen erinnerte sich Ailsa an jedes Leid, jede Freude und jeden Kummer seit der Geburt ihres Kindes.

Zuerst sprach sie von den Bürden und Gaben der Liebe – wie das Herz einer Mutter zerspringen, aber niemals zerbrechen kann. Dann gestand sie ihre Angst, zu versagen und ihr Kind für immer zu verlieren. Drittens offenbarte sie ihre Dankbarkeit für jeden Sonnenaufgang, selbst für jene, die schwer von Sorgen waren. Mit jedem Geständnis leuchteten die Saiten der Harfe auf wie die Morgendämmerung über der Heide.

Die Königin lächelte, ein Lächeln, zugleich warm und furchteinflößend. „Du hast die Wahrheiten benannt, die alles Leben binden. Doch eine Prüfung bleibt.“ Sie schnippte mit den Fingern, und der Saal versank in Dunkelheit. Ein einziger Mondstrahl fiel auf eine seidene Wiege. Darin lag das Kind, schlafend, so blass wie eine vorbeiziehende Wolke. Daneben stand ein Spiegel, in dem sich Ailsas Spiegelbild zeigte.

„Du musst wählen“, flüsterte die Königin. „Kehre befreit von Sorgen zurück oder nimm dein Kind und verleugne diese Wahrheiten für immer.“ Eine drückende Stille legte sich über sie wie ein Würgegriff. Ailsa trat vor, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie streckte die Hand nach ihrem Kind aus, ihr Herz loderte. „Ich nehme beides – meine Wahrheit und mein Kind. Keines kann ohne das andere leben.“ Die Harfe explodierte in strahlendem Licht, durchflutete jeden Winkel des Palastes. Die Königin neigte das Haupt und winkte. Die Wiege hob sich auf einem Wind aus Blütenblättern, und beide verschwanden in einem Strudel aus Sternenstaub.

Eine ätherische Sìdh-Königin auf einem silbernen Thron in einem leuchtenden Pilzpalast, die eine entschlossene Mutter beobachtet, die eine Weißdornblüte reicht.
Ailsa steht vor der Sìdh-Königin in einem leuchtenden Pilzpalast und offenbart ihre Wahrheiten, um ihr Kind zurückzugewinnen.

4. Triumph auf den Heidehügeln

Als Ailsa die Augen wieder öffnete, stand sie auf einem windgepeitschten Heidehügel unter einem dämmernden Himmel, der in Rosé und Gold getaucht war. Die Harfe lag schweigend zu ihren Füßen. In ihren Armen ruhte ihr Kind, warm und sanft atmend. Sie ging auf die Knie und legte die Wange an den weichen Kopf ihres Kindes.

Die Luft roch nach frischem Tau und wildem Thymian. Hinter ihr rollte das Moor in sanften Wellen aus violetter Heide dahin. Ein Lerchengesang durchbrach die Stille, hell wie Lachen. Ailsa strich über das polierte Holz der Harfe; die Runen schimmerten schwach, als winkten sie zum Abschied.

Dankend flüsterte sie den unsichtbaren Helfern – dem schützenden Vogelbeerzweig, der Weisheit der Kräuterfrau, dem stillen Lied der Harfe – ihre Anerkennung. Ein sanfter Wind trug eine einzelne mondlich-weiße Blüte in einem Schmetterlingsflug über den Hügel, ehe sie davontrieb.

Im Tal stieg Rauch aus dem Schornstein ihres Häuschens empor. In Ailsas Brust wölbte sich Zuversicht und Erleichterung wie eine Flut in einer stillen Bucht. Sie erhob sich, das Kind nach Hause tragend. Obwohl sie ahnte, was jenseits der Heide lauerte, fühlte sie sich stärker: Die Liebe hatte sie durch Feenreiche geleitet und unversehrt zurückgebracht.

Eine Mutter hält ihr Kind auf einem sonnenverwöhnten, mit Heidekraut bedeckten Hügel und lässt ihren Umhang im Frühlingsmorgen-Wind wehen.
Ailsa steht triumphierend auf dem himmelblumenbedeckten Hügel, ihr Kind sicher in den Armen, während der Morgengrauen über die Moorlandschaft bricht.

Schluss

Ailsa kehrte in ihre Hütte zurück, gerade als die Sonne den Horizont küsste. Drinnen knisterte das Feuer und warf goldene Funken auf die abgewetzten Steine. Sie legte ihr Kind zurück in die Wiege und summte das gleiche Wiegenlied, doch nun trug die Melodie eine neue Tiefe – geprägt von Triumph und Tränen. Draußen lag das Moor still da, als verneige es sich vor ihrem Sieg.

Wenige würden ihr Abenteuer je glauben, doch die stumme Harfe und eine einzige mondlich-weiße Blüte in ihrem Tagebuch würden Zeugnis ablegen. Die Sìdh hatten Gnade gezeigt und die Wahrheiten eines Mutterherzens geehrt. Ailsa schwor, ihre Geschichte am Herd und auf dem Markt weiterzuerzählen, damit kein Elternteil unvorbereitet die Feennacht fürchte.

Jahre später würde ihr Kind barfuß über die Heide laufen, sein Lachen hell wie ein Bergbach. Und wenn sich der Abendnebel um die Steine schlang, würden sie vom unbeirrbaren Mutterherz flüstern – heller als jede Feenmagie.

So blieb die Legende lebendig, getragen in gedämpften Stimmen über Schluchten und Höfe. Denn die Liebe, wie ein loderndes Feuer gegen die Kälte, kann die finstersten Zauber durchdringen und uns nach Hause führen.

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