Das Weinen Lass an der Kreuzung: Eine Geschichte von Trauer und Gnade

12 min

Das Weinen Lass an der Kreuzung: Eine Geschichte von Trauer und Gnade
Elin kneels at the moss-covered crossroads known as the Dancing Place, tears glistening in twilight's glow.

Über die Geschichte: Das Weinen Lass an der Kreuzung: Eine Geschichte von Trauer und Gnade ist ein Volksmärchen aus united-kingdom, der im Mittelalterlich spielt. Diese Poetisch Erzählung erforscht Themen wie Verlust und ist geeignet für Alle Altersgruppen. Sie bietet Moralisch Einblicke. Eine junge Frau hält Wache an einer verfluchten Kreuzung, was die Grenzen der Trauer auf die Probe stellt.

Introduction

Die Dämmerung verschlang die letzten goldenen Strahlen, als Elin sich auf die Knie in den alten Steinkreis senkte, den man den Tanzplatz nannte. Moosbedeckte Pfeiler erhoben sich um sie herum wie schweigsame Wächter, ihre vom Wetter gezeichneten Gesichter geprägt von Jahrhunderten mittsommerlicher Feste und geflüsterten Versprechen. Nun, in der Stille nach Sonnenuntergang, durchbrachen nur ihr leises Schluchzen und das ferne Krächzen der Raben die Luft. Das Dorf Glenwood lag kaum jenseits des dunklen Waldrandes, seine Fenster glühten im Schein der Herdfeuer – doch Elin wagte nicht heimzukehren.

Nacht für Nacht war sie hierhergekommen, seit der Krieg Jonas von ihr gerissen hatte: zuerst in heißer Hoffnung, flehend bei den alten Geistern; dann in roher Verzweiflung, rief sie seinen Namen, bis ihre Stimme heiser versiegte. Sie machte sich Vorwürfe dafür, dass sie über sein Abschiedswort gelacht hatte – hier, unter der ehrwürdigen Eiche, wo er geschworen hatte, sicher in ihre Arme zurückzukehren. Nacht um Nacht harrte sie aus, bis die Tränen versiegt und die Trauer ihre Brust ausgehöhlt hatte.

Selbst die ältesten Dorfbewohner sprachen in gedämpften Tönen von der uralten Macht des Tanzplatzes – Elfenwächter, die sich menschlichem Kummer hingezogen fühlen wie Motten zum Licht. Sie warnten, unbeachteter Kummer könne sich verselbständigen und das Herz in endlose Trauer zerren. Doch Trauer – so sehr Elin sie in jedem Atemzug spürte – ließ sich nicht begraben. Sie war nun Teil von ihr, ein Schmerz, der Erinnerung und Sehnsucht zugleich barg.

An diesem windstillen Abend, als die ersten Sterne den purpurnen Himmel durchbohrten, legte sie die Hand auf den kalten Stein und flüsterte: „Bring ihn zurück.“ Trotz des Zitterns in ihrer Stimme lag eine seltsame Entschlossenheit darin. Welche Geister auch erwachen mochten, Elins Schwur war gesprochen. Und im aufziehenden Nebel regte sich eine Antwort.

Ein junges Paar tanzt im Mondlicht zwischen standing stones in einer Dorflichtung.
Jonas und Elin teilen ein geheimes Versprechen unter dem Mondlicht bei den Steinkreisen am Tanzplatz, ihre Gesichter voller Hoffnung.

Das Versprechen am Tanzplatz

Im Dorf Glenwood folgte das Leben dem Kreislauf der Jahreszeiten und den Rhythmen der Landschaft. Elin und ihr Bruder Jonas waren unzertrennlich gewesen: Sie jagten Lämmern über tauglänzende Wiesen nach, tuschelten Dorfgerüchte unter den Ästen der alten Eiche und tanzten bei jedem Fest mit. An Mittsommers Abende versammelte sich die ganze Gemeinschaft am Tanzplatz: Jungfrauen in Leinenkleidern mit in die Haare geflochtenen Blumen, Burschen in grob gewebten Tuniken, ihre Augen strahlend vor Freude. Unter dem Mond, der Silber auf die glatten Steine ergoss, hatte Jonas Elin eng an sich gezogen und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gedrückt.

„Warte hier auf mich“, hatte er im Flüsterton zwischen den Liedern gesagt. „Wenn der Krieg vorüber ist, kehre ich zurück. Ich verspreche es dir auf diesem Steinkreis.“ Sein warmer Atem streifte ihr Haar, duftete nach Sommer. Sie hatte gelacht und die Zukunft herausgefordert: „Lass mich wieder mit dir tanzen, und ich lasse dich nie mehr los.“

Doch das Versprechen, im Licht und in Liebe gegeben, zerbrach vor der Morgendämmerung. Bote auf zerfetzten Pferden brachten die Nachricht mit einem zerbrochenen Wappen: Jonas sei auf dem Schlachtfeld von Fallow Moor gefallen. Elins Welt versank im Schatten. Sie verließ jedes Heim, entzog sich jeder Herdfeuerwärme und kam zu diesen Steinen. Ihre Tränen fielen wie Sommerregen – zuerst schmerzhaft strömend, dann langsam wie Tropfen aus einem gesprungenen Krug. Die Dorfbewohner flehten sie an, kehre um; sie warnten vor den Elfenaugen, die sich an menschlichem Kummer labten. Doch bei jedem Morgengrauen erhob sie sich und nahm erneut Platz unter den uralten Säulen, wartete auf eine Rückkehr, die nicht kommen konnte.

Ihre Mahnwache wurde weit über Glenwood hinaus bekannt. Reisende sahen ihre Silhouette im schimmernden Lampenschein. Barden dichteten klagende Balladen, sangen von der Trauer, die wie Efeu an einem Herz haftet. Mütter hielten weinenden Kindern Elins Geschichte vor, um sie vor dem Sog der Trauer zu warnen. Aber Elins Herz war einzig und allein auf einen Wunsch gerichtet: Jonas noch einmal in die Arme schließen zu dürfen. Jede Nacht legte sie einen Zweig Weißdorn an den Stein – ein Opfer für sichere Reise, ein stiller Tribut an ein Versprechen, das der Tod gebrochen hatte.

Obwohl der Mond silbern seine Bahn zog, fühlte sich Elins Seele endlos finster an. Doch in ihrer unerschütterlichen Trauer glomm ein Funke stillen Mutes: die Bereitschaft, sich der Macht zu stellen, die am Scheideweg wacht, wenn es sie zu einem einzigen Moment mit ihrem Bruder führte.

Eine spektrale Gestalt in einem Mitternachtsmantel taucht aus Nebel an der Kreuzung auf.
Die Weinende Königin tritt aus dem wirbelnden Nebel am Kreuzweg hervor, ihr Umhang aus Mitternachtsfalten fällt wie Tränen herab.

Ein Handel der Tränen

In der siebten Nacht ihres Wartens senkte sich ein dichter Nebel herab, schwerer als alles irdische Gewölk. Elin spürte eine Stille, als würde der Wind selbst den Atem anhalten. Vor ihr verwischte der Steinkreis im schwankenden Dunst, und als der Mond hinter einer Wolke verschwand, flackerte an ihrem Rand ein gespenstisches Licht auf. Es wuchs zu einem laternenähnlichen Schimmer, und aus dem Nebel schälte sich die Gestalt einer Frau in nachtschwarzem Samt.

Die Fremde war hochgewachsen, ihr Haar ein Vorhang aus Rabenschwarz, und aus ihren Augen schimmerte eine flüssige Traurigkeit, die jede Feuchtigkeit in der Luft zu verschlingen schien. Kein Lampenschein lag auf ihrem bleichen Antlitz, und doch leuchtete es sanft. In einer schlanken Hand hielt sie eine Kristallträne, eine leuchtende Kugel, die pulsiert wie ein Herzschlag. Elin sprang erschrocken auf.

„Ich bin Morragh, die Königin des Weinens“, intonierte die Fremde, ihre Stimme vibrierte im Nebel wie ein klagender Gesang. „Lange wandere ich an diesen Kreuzwegen und sammle die Tränen sterblicher Trauer. Du hast mich gerufen, Kind. Warum?“ Elins Kehle schnürte sich zusammen; Furcht und unbändiges Verlangen zugleich zogen sie zu der Elfe hin.

„Ich suche meinen Bruder“, flüsterte Elin. „Ich kann ihn nicht loslassen.“

Morraghs Lippen zogen sich zu einem halbwissenden Lächeln. „Trauer ist eine Währung“, sagte sie. „Deine Tränen bergen Macht, die das Schicksal biegen kann. Doch alles hat seinen Preis. Willst du deinen Kummer geben und ihn dafür noch einmal erleben?“

Elins Atem stockte. Jenseits des Steinkreises sah sie Jonas’ Lächeln vor sich, seine Hand in ihrer, die Wärme seiner Umarmung. Sie nickte, und neue Tränen rannen über ihre Wangen. „Ja.“

Morragh hob die Kristallträne. „Dann höre meinen Handel: Ich bringe ihn dir zurück – für drei Nächte. Im Tausch gibst du mir einen Schatz, kostbarer als dein eigenes Leben: jede Träne, jede Erinnerung, bis nichts mehr bleibt. Entschiede dich rasch, denn die Stunde der Trauer zerfließt.“ Im flackernden Licht streckte Elin zögernd die Hand nach der Kugel aus. Ihr Schatten breitete sich lang über die Steine, verschmolz mit dem der Königin. In diesem atemlosen Augenblick verschlungen sich Hoffnung und Furcht.

Nur einen Herzschlag zögerte Elin, dann umfasste sie Morraghs Hand. „Ich nehme an.“ Die Kristallträne flammte auf, und der Nebel wirbelte, als ob die Welt sich entzwei risse. Als Elin die Augen wieder öffnete, lag Jonas bleich und leblos zu ihren Füßen, gekleidet in dieselbe grobe Tunika, die er am Tag seiner Abreise getragen hatte. Seine Lider zuckten, und Elins Schluchzer klangen zugleich wie Sieg und Erleichterung.

Doch als sie seine Hand ergriff, fuhr ein Schauer durch ihre Seele. Sie hatte gewonnen, was sie begehrte – doch der Preis hatte gerade erst begonnen.

Elin bietet einer geisterhaften Königin in Nebel einen zerbrochenen, ledergebundenen Medaillon an.
Elin hält das Andenken ihres Bruders hoch und bietet es im Tauschkreis an, während Nebel um sie herum aufwirbelt.

Die Last des Erinnerns

Am nächsten Morgen senkte sich ein grauer, sanfter Dunst über die Welt. Elin weckte Jonas in ihrer kleinen Hütte, das Herz zwischen Freude und Schuldgefühlen zerrissen. Er lag auf einer Strohmiete, als sei er von sanftem Zauber in die Welt zurückgerufen worden, atmete ruhig, seine Wangen rosig vom Leben. Er blinzelte und sah sie stumm an, als träume er noch von Schlachtfeld und Heim.

„Elin?“, flüsterte er heiser. „Ich habe von dir geträumt.“

Sie kniete neben ihm, zitternd. „Du bist zu Hause“, hauchte sie. Die folgenden Morgen waren wie lebendig gewordene Wunder. Sie durchstreiften die Felder, erinnerten sich an Kinderspiele, und tanzten erneut auf dem Tanzplatz. Ihr Lachen klang wie Glocken in stillen Waldlichtungen. Doch immer, wenn Elin zum Himmel blickte, sah sie die Königin des Weinens als Schatten gegen die verblassenden Sterne, die Arme verschränkt wie Trauerboten.

Nachts träumte Elin, ihre Tränen würden zu schwarzen Perlen verhärten und ihr die Fußgelenke fesseln. Die Erinnerung an Jonas’ Lachen verblasste, sein Lächeln entglitt ihr. Wenn sie die Hand an die Brust legte, spürte sie eine Leere, die keine Umarmung füllen konnte. Sie erwachte schweißgebadet, das Gewicht des Handels drückte sie nieder.

Am dritten Abend, während sie Brot an einem flackernden Feuer teilten, griff Jonas über den Tisch und ergriff ihre Hand. „Du bist anders“, sagte er leise. „Erzähl mir von deinen Träumen.“ Elin zwang sich zu einem Lächeln und drückte seinen Finger. „Ich sorge mich um die Ernte“, log sie.

Doch tief in ihr spürte sie, wie die letzten Fäden der Erinnerung rissen – seine Kinderscherze, der Klang seines Lachens, die Wärme seiner Haare in der Sonne. Elins Tränen, einst unerschöpflich, waren fast verbraucht. Sie erkannte, dass diese gestohlene Zeit ohne Erinnerung bedeutungslos sein würde. Entschlossen machte sie sich auf zum Tanzplatz, unter einem Mond, der hoch und verächtlich stand, jeder Stein ein stummer Zeuge.

Morragh wartete, wie immer, mit der Kristallträne in der Hand. „Deine Schuld wächst“, intonierte die Königin. „Deine Erinnerungen schwinden. Eine Träne mehr, und du vergisst selbst deinen eigenen Namen.“

In der Stille pochte Elins Herz in ihren Ohren. Die Wahrheit ihres Handels traf sie wie ein Schlag: Um Jonas zu behalten, musste sie ihn aus ihrem Gedächtnis auslöschen, bis er so ganz verschwunden war wie der erste Morgennebel. Ihr Puls raste, doch sie trat einen Schritt zurück. „Nein“, flüsterte sie. „Das kann ich nicht.“

Morraghs Lächeln war so sanft wie die Dämmerung. „Dann wähle – ein flüchtiges Wiedersehen oder Erinnerung, die nicht vergeht.“ Die Elfe hob die Hand, die Kugel flackerte zuletzt wie eine verblassende Kerze.

Elin schluckte, dann hob sie entschlossen das Kinn. „Ich wähle die Erinnerung.“ Mit festem Atem drehte sie sich um und ging davon, während das Licht der Königin langsam erlosch.

Ein trauriger Bruder steht alleine in einer schwach beleuchteten Hütte, während eine Frau auf ein verblasstes Porträt blickt.
Jonas beobachtet Elin aus ihrem Häuschen heraus, während ihr Blick auf ein verblassendes Porträt gerichtet ist und das Lampenlicht auf ihrer Trauer tanzt.

Conclusion

In der Stille nach ihrer letzten Mahnwache spürte Elin, wie die Gespenster ihrer Tränen sich hoben und eine stille Leere zurückließen, die von Möglichkeiten schimmerte. Der Tanzplatz stand reglos im ersten Morgengrauen, und Elin wandte sich mit festen Schritten ab. Sie brauchte den Steinkreis nicht mehr, um ihr Herz zu verankern; ihre Trauer war zu einem sanften Strom geworden, verborgen unter der Oberfläche der Erinnerung, der sie in neue Jahreszeiten trug.

Jonas blieb an ihrer Seite – nun nicht mehr als Gabe einer Elfenmagie, sondern als lebendige Gegenwart, genährt von den Geschichten, die sie täglich webte. Sie erzählte von jeder Einzelheit, die sie festhalten konnte: wie sein Haar im Sonnenlicht glänzte, die Wärme seiner Hand in ihrer, das Echo seines Lachens wie Glocken im Frühling. Indem sie diese Erinnerungen mit ihm und den Nachbarn teilte, schmiedete sie ein Band stärker als jede Magie.

Die Dorfbewohner sahen mit Staunen, wie sie sich wandelte. Eine Maid, die in den Abgrund der Trauer geblickt und mit beidem zurückgekehrt war: der Last und dem Licht des Erinnerns. Sie tanzten wieder auf dem Tanzplatz, doch nun unter unbeschwerten Mittsommerhimmeln, flochten neue Blumenkränze für Elin. Und obwohl die Steine ihre alte Macht bewahrten, erzählten sie nun ebenso von Hoffnung wie von Verlust.

Elin wusste, dass die Trauer vielleicht wiederkehren würde – wie ein Sturm, der sich an fernen Hügeln zusammenbraut – doch sie kannte nun ihre Grenzen. Tränen würden fallen, doch sie würden die Wurzeln der Erinnerung nähren und die Liebe erneut aufblühen lassen in bescheidenen Feldern und warmen Hütten. Indem sie sich fürs Erinnern entschied, hatte sie die wahre Gnade in der Tiefe der Trauer entdeckt: dass die Trauer, wenn man sie ehrt und loslässt, zur Flut wird, die uns zur Barmherzigkeit, zur Heilung und schließlich nach Hause trägt.

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